INTERNVIEW

2020 02 19 Sofaszene

Ein Selbstgespräch über die Selbstlosigkeit

 

IfaN: Linntje, warum bist du Permaformertje?


Linntje: Warum nicht?


IfaN: Die Forschung des Instinktuts funktioniert normverschoben. Was bedeutet das im Konkreten?


Linntje: Denken mit dem Bauch, Fühlen mit dem Kopf und Handeln mit dem Herz.


IfaN: Wie kann tjej* sich das vorstellen?


Linntje: Die Ideen entstehen im Bauch. Ich schreibe sie auf, ohne dass ich rational verstehe, was ich sage. Sie klingen nur gut. Wie zum Beispiel "Instinktut für angewandte Normverschiebung". Mir kam dieser Name und ich legte ihn an, ohne genau zu wissen, was ich damit eröffne. Was genau ein Instinktut ist und wie die Normverschiebung praktisch aussehen kann. Und jetzt, ein Jahr nach der Gründung, begreife ich, dass es genau das ist, was ich mache und bin und hier gerade geschrieben steht und was eine Verschiebung im Inneren der Menschen und der Erde bewirkt. Eine leichte Verirrung, die gut ist, weil sie Möglichkeiten zu weiteren Wirklichkeiten aufmacht. Und so passiert es oft, dass sich erst Monate später logische Erschliessungen meiner früher ausgesprochenen oder gedachten Worte herauskristallisieren. Gleiches gilt für den Begriff der "Permaformance". Erst gebiert der Bauch einen Gedanken, dann führt das Herz ihn aus und am Ende fühlt der Kopf, dass es richtig ist. Das zu beobachten und zu bemerken ist ziemlich mirakulös. Auch wenn Miracles in unserer Gesellschaft keine anerkannte Spezies sind.


IfaN: Ist das eine Anspielung auf dein verstorbenes Partnertje Miracle Leaf?


Linntje: Ja, alles spielt mit. Ob erlaubt oder nicht. Die Permaformance überschreitet jegliche Grenzen. Seien es politische, gesellschaftliche oder die auf unserer Erde. Realität und Vision, Mensch und Natur, Wissenschaft und Poesie: alles spielt mit.


IfaN: Eine Permaformance ist wohl die radikalste Kunstform und spielt mit Leben und Tod?


Linntje: Besser im Leben und Tod. Sie ist überall.


IfaN: Also auch jenseits der Zivilisation?


Linntje: Besonders dort! Bei uns ist sie eigentlich kaum zu finden, beziehungsweise nicht sichtbar. Wir erkennen nur unsere Kultur an. Dabei gibt es noch so viele weitere: In komplexen Ökosystemen zum Beispiel, wo der Mensch noch nicht im Spiel ist, gedeiht die Permaformance prächtig. Hierzulande bildet die Permakultur eine Vorstellung von dem, was möglich sein kann, wenn wir die Natur permaformen lassen und uns nicht gegen sie aufspielen.


IfaN: Als erster Mensch der westlichen Hemisphäre nimmst du dich nun dieser Darstellung an.


Linntje: Nicht wirklich. Es ist eher, als ob es nicht ich ist, die da spielt. Ein Aussteigen aus der Rolle, die mir zugeteilt wurde. Und während ich das denke, frage ich mich schon wieder, was dieser Satz in ein paar Monaten für Früchte trägt.


IfaN: Es wirkt, als bekommt die Zeit in der Permaformance eine neue Dimension.

 
Linntje: Vieles bekommt weitere Dimensionen. Wenn wir uns bewusstmachen, dass schon seit Erdgedenken permaformt wird. Die einzige nicht von Menschen gemachte Kunstform. Sie ist die älteste der Welt und existiert seit der Zeit ab der es Leben gibt.

 
IfaN: Wie paradox, dass die Perma-Kunst für uns Menschen so fremd und neu, für alles andere Lebende schon immer selbstverständlich war.


Linntje: Ja, manchmal verdeckt die Verstandesfähigkeit mehr, als dass sie enthüllt. Da haben wir wieder die Verschiebung. Es ist manchmal logischer als mensch denken kann. Die Moleküle und Atome spielen so lang weiter, bis sie nicht mehr spielen.

IfaN: Das macht Sinn!


Linntje: Ich mache nur, was Sinn macht.

 
IfaN: Wir sprachen aber gerade nicht von dir.


Linntje: Ich bin ja auch nicht ich. Die Permaformance entsteht nicht aus mir, sondern jenseits meiner. Ich bringe sie vielleicht aufs Blatt, auf die sichtbare Welt und an die humane Oberfläche. Aber ich bin nur Durchlauf, nicht die Repräsentation. Wo sie herkommt und hingeht, da liegt der Ursprung des Instinktuts.

 
IfaN: ... und des Handelns ...


Linntje: Wenn immer ich etwas tue, tue ich es aus vollster Überzeugung.

 
IfaN: Auch wenn es von Aussen nicht verständlich scheint. Warum zum Beispiel möchtest du mit deiner Kunst kein Geld verdienen?


Linntje: Weil das Permaformen keinen Preis hat, der Wechselkurs ist zu hoch. Die Permaformance ist unberechenbar ...

Ausserdem würde eine Ungleichheit gegenüber den anderen nichtmenschlichen Permaformertjes entstehen, die seit Ewigkeiten auch keine Bezahlung in Scheinen und Zahlen bekommen. Die Permaformance soll in ihrem Ursprung erhalten bleiben, auch wenn sie ab und an menschliche Formate annimmt. Sie darf nicht vom Kapitalismus ausgebeutet werden.


IfaN: Die Permaformance gibt also den Elementen wieder ihren Wert zurück. Macht aus Rohstoffen wieder lebende Materie.


Linntje: Unter anderem. Es ist immer ein Auskosten des anderen.

IfaN: Was ist der Gewinn?

 
Linntje: Nichts zu verlieren.


IfaN: Aber von irgendwas musst du doch leben.


Linntje: Genau das ist die Kunst.


IfaN: Verstehe!

Linntje: Wirklich?


IfaN: -

 
Linntje:

 
IfaN: Danke Linntje.

 
Linntje: Danke dir!

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